24.01.09 bis 21.02.09
Wiedemann/Mettler - Mercy
Der Titel der Ausstellung ‘Mercy’ versteht sich als Antwort eines Denkszenarios von Wiedemann/Mettler, als deren “todessehnsüchtigen Vorläufer" die Arbeiten 'Temptation', 'Apocalypse' und 'Lost' zu interpretieren sind.
Die Ausstellung wir unterstützt durch: Graubündner Kantonalbank.
Donnerstag, 12. Februar 2009, um 19 Uhr.
Fanni Fetzer (Kuratorin Kunsthaus Langenthal) im Gespräch mit Pascale Wiedemann und Daniel Mettler.
Anschliessend Präsentation der Publikation ‚System’ von Wiedemann/Mettler.
Die Publikation wird unterstützt durch: "Zürich" Generalagentur Andrea Maron.
'Temptation'
Beim Eintitt in die Galerieräumlichkeiten wird man durch die Möglichkeit der Selbstbetrachtung im mosaikartig, reflektierenden und leicht verzerrten Spiegelbild auf sich selbst bezogen und gleichwohl der eigenen Versuchung ausgesetzt. Das zwar durch die Verwendung eines soliden Schweizer-Produktes konstru-ierte leicht überdimensionierte, blutende Kreuz lässt einem vorübergehend im irrtümlichen Glauben des Glanzes erscheinen, bevor die Betrachtung seiner selbst die Wirklichkeit zurückbringt, und der selbstgekreuzigte Anblick sich demütig den verleitenden Gefühlen widersetzt unter heimlicher Beobachtung der einerseits mit zwei endenden Körperteilen das Böse manifestierende, andererseits durch die Farbe die Künstlichkeit überhöhende Schlange aus dem Garten Eden.
'Apocalypse'
(griechisch: ?ποκ?λυψις Apokálypsis; "Aufhebung der Schleier") ist ein Begriff für die Offenlegung auf bestimmte privilegierte Personen, etwas versteckt von der Mehrheit der Menschheit. Heute wird der Begriff häufig verwendet, um auf das Ende der Welt hinzuweisen.
Die eher jämmerlich anmutigenden, bereits seelenlosen, vielleicht geläuterten Körper erahnen ihre räumliche und vor allem zeitliche Grenze, im Wissen über den Verlust des privilegierten Schleiers. Der opportune, gleichzeitige Entschluss den goldenen Käfig zu verlassen, getragen von einer mutmasslichen paradiesischen Hoffnung, zeigt die Gewissheit sowohl über das Ende der Party als auch aus der eigenen Unwürdigkeit entlassen zu werden. Die Möglichkeit dem drohenden Untergang zu entgehen, wird unbedeutend verbessert und lässt die verstörten Wesen in der Ungewissheit verlieren.
'Lost'
Die Arbeit im Hauptraum lässt vermuten, dass man bei aller (Selbst-) Versuchung und Privilegierung letztlich auf dem, in offener See treibenden, in Frischhaltefolie konservierten Floss sich selbst ausgesetzt wird, und einem dabei auch die Label-Überreste eines im Wind wehenden Segels nicht vor dem nahenden Ende bewahren können. Die Frage nach dem ausreichenden Wasser, möglicherweise auch nur einer bevorzugten Minderheit vorbehalten, bleibt unbeantwortet. In Zukunft werden wir uns jedoch mit grosser Wahrscheinlichkeit den Ressourcen des Wassers annehmen müssen und die Labelkultur wird an Bedeutung verlieren. So bleibt der Genuss des verfügbaren (Über-lebens-)Rohstoffes in abgefüllten Flaschen auch nur ein bedingte Sicherheit und lässt den Horizont möglicherweise vollständig verdunkeln, trotz versöhnlichem Friedensangebot eines CND-Symbols (Campaign for Nuclear Disarmament).